Aber – und darauf will ich hinaus: Es gibt auch noch eine
andere Realität da draußen. Eine freundliche,
höfliche, respektvolle, empathische. Und sie scheint gar nicht einmal den
kleinsten Teil der User abzubilden. Was ich lese, ist überwiegend sachlich
geschrieben, inklusive der Gegenrede bei unterschiedlichen Auffassungen. Bei
wirklich vielen Kommentaren ist erkennbar, dass es darum geht, mit einem möglichst
durchdachten und gut formulierten Standpunkt sachlich zur Diskussion beizutragen.
Und dabei die respektvolle Form zu wahren. Auch kommt es gar nicht selten vor, dass
jemand, der sich gerade im Ton vergriffen hat, durch andere User freundlich,
aber bestimmt darauf hingewiesen wird. So etwas feiere ich wirklich, erst recht
vor dem Hintergrund des gefühlt rauer gewordenen Umgangs miteinander hierzulande.
Manchmal werden Wortmeldungen, in denen es zuvörderst darum geht, den im Kopf
gespeicherten Unrat in geballter Form loszuwerden, von der Mehrheit der
Kommentatoren auch einfach ignoriert. Abtropfen lassen - nicht die
schlechteste Variante.
Auch werden da draußen im weltweiten Netz Menschen aufs Herzlichste getröstet. Von Unbekannten. Menschen, die einen Schicksalsschlag erlitten haben
oder gerade aus vielfältigen Gründen unglücklich sind, erfahren Zuspruch,
Aufheiterung, Hilfestellung. Erfahren verbales In-den-Arm-genommen-Werden. Kein
Ersatz für eine warme, feste Umarmung unter Freunden, aber dennoch gewiss tröstlich. Ich stelle mir vor, sie fühlen sich in diesem Moment weniger allein gelassen mit ihrem Kummer. Nein, das
Mitgefühl ist noch längst nicht ausgestorben. Auch nicht für „fernes“
Leid.
Ganz viel Freude les' ich auch. Freude und Begeisterung über geteilte
Erinnerungen (wenn man sie auch nicht miteinander erlebt hat), über
einzigartige Erlebnisse, schöne Orte, ähnliche Lebensphilosophien. Da ist soviel Lachen, gute Laune und Freundlichkeit unterwegs. Findet soviel ehrlicher Austausch statt, soviel Verbindendes zwischen Menschen, die einander gar nicht
kennen. Erstaunlich und schön.
Was mir auch gefällt, weil ich’s wichtig finde: Weit mehr
Menschen, als von mir angenommen, machen sich kluge Gedanken über das Jetzt und
Hier in unserem Land, auf unserem Erdball. Suchen nach Wegen für ein besseres
Zusammenleben, mehr Frieden, mehr Gerechtigkeit. Denken quer.
All das empfinde ich als herzerwärmend und auch - beruhigend. Vielleicht sind wir Menschen in unserem
innersten Kern, dem, was uns ausmacht, gar nicht Lichtjahre voneinander
entfernt, wenn's auch manchmal so scheint.
Jedenfalls: Daumen hoch für die Netzgemeinde!
Und wie sind Eure Erfahrungen mit Facebook & Co? Gerade auch außerhalb des Freundeskreises?
Und wie sind Eure Erfahrungen mit Facebook & Co? Gerade auch außerhalb des Freundeskreises?
PS. Falls Ihr Euch jetzt fragt, ob ich mein Leben
inzwischen ins Internet verlegt habe: Nee nee. Gestern erst vier Stunden mit
Freundinnen bei Glühwein geklönt und gelacht. Und vorhin mit
einer Nachbarin im Treppenhaus so lange geschnackt, bis ich die Bibliothek
vergessen konnte. Real life.
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