Donnerstag, 24. September 2020

Die alte Dame auf der Gartenbank

Durch mein Küchenfenster kann ich sie sehen: Nach vorn geneigt, den Blick auf den Boden zwischen ihren Füße gerichtet, sitzt sie auf der Bank im Garten. Unbeweglich. Ihre ganze Haltung spricht von Traurigkeit. Eine Traurigkeit, die ich bis zu mir spüren kann. Dann richtet sie sich langsam auf, kommt mühevoll zum Stehen und geht einige Schritte. Sie ist nicht mehr gut zu Fuß, vielleicht die Hüfte. Jetzt bückt sie sich hinunter, zupft etwas aus der Erde. Und setzt sich wieder hin. Streckt ihren Rücken, lässt ihren Blick durch den kleinen Garten schweifen. Denkt sie darüber nach, wie lange ihre Kraft noch reichen wird, sich darum zu kümmern? Oder schaut sie einfach ins Nirgendwo, ist mit ihren Gedanken weit fort?


Dienstag, 1. September 2020

Demo Berlin am 29.08.20: Zorn, Entsetzen und ein Lichtblick

Hatte ich Lust, mir diesen Dienstag gleich am Morgen zu verderben? Nein. Schreibe ich trotzdem diesen Beitrag, obwohl das erneute Befassen mit den Eindrücken und Bildern von Sonnabend die Laune gewiss nicht hebt? Ja. Warum? Weil ich der weitgehend unwahren und einseitigen Berichterstattung unserer Medien über das Demogeschehen am Sonnabend in Berlin etwas entgegensetzen möchte. Außerdem, weil ich Bilder zu verarbeiten habe. Unfassbare Szenen über brutale Übergriffe der Polizei auf BürgerInnen, die ihrerseits in keinster Weise aggressiv agierten. Mögen sich unsere Politiker bitte künftig genau überlegen, ob es ihnen noch zusteht, Übergriffe der Polizei auf Andersdenkende in anderen – selbstverständlich „nicht-demokratischen“ Ländern – scharf zu verurteilen.