„Der Tunnel“ hat mich begeistert. Schwer wegzulegen, also vielleicht nicht abends vor’m nächsten Arbeitstag beginnen, sonst könnte eine verdammt kurze Nacht drohen. Perfekt für ein verregnetes Wochenende oder – Urlaub. Oder zum Verschenken ...
Worum geht es?
Ein Lokführer tritt an einem Sonnabendabend im
Juni am Schweizer Bahnhof in Basel seinen Dienst an, um den ICE der Schweizer
Bundesbahn (SBB) nach Lugano zu fahren. An Bord 300 Passagiere, darunter eine 10.
Klasse aus Berlin.
Vorerst läuft alles nach Plan. Der Zug erreicht den
Sankt-Gotthard-Tunnel: 57 km = 20 min Fahrt durch die Tunnelröhre. Zwei Drittel der Fahrt
sind absolviert, als eine Durchsage ertönt: „An alle Personenzüge, bitte
reduzieren Sie die Geschwindigkeit wegen eines Unwetters auf 100 km/h und
halten Sie am nächsten Bahnhof oder Haltepunkt an …“ Die Durchsage endet abrupt
und noch ehe der Lokführer reagieren kann, fällt die Fahrstromversorgung aus;
der Zug reduziert die Geschwindigkeit. Die Beleuchtung im Tunnel erlischt. Keinerlei Funkverbindung mehr zur Betriebszentrale. Der Lokführer und sein zweiter Mann entscheiden,
im Tunnel am nächsten Notbahnhof anzuhalten, um auf ein Wiedereinsetzen der
Stromversorgung zu warten bzw. Hinweise der Leitstelle zur Evakuierung der
Passagiere. Sie warten vergeblich.
In der zweiten Tunnelröhre finden sie einen ebenfalls „gestrandeten“
Güterzug vor. Das Erkunden der Tunnelportale, die ins Freie führen, ergibt, dass beide vollständig blockiert sind durch ineinander
verkeilte Waggons eines zweiten - entgleisten – Güterzuges. Dessen Führer erinnert
sich an eine schwarze Wolkenwand, ein plötzliches Schwanken der Lok, die
automatische Schnellbremsung im Tunnel. Von seinem Güterzug sind nur drei Waggons
übrig – der Rest türmt sich außen vorm Tunnelportal.
Zeitgleich befindet sich eine Einheit Schweizer Reservisten
in einem benachbarten Areal des Gotthard-Massivs. Abkommandiert, um unter
strengster Geheimhaltung das Depot Verena, die Staatsreserve der Schweiz, die
das Überleben von Armee und Bevölkerung im Kriegsfall garantieren soll, zu
überprüfen. Auch hier plötzlich jegliche Kommunikation zur Außenwelt gekappt
und das Tor zum Stollen verschüttet. Draußen Dunkelheit, obwohl Tag,
Kälte, obwohl Sommer. Auf dem Boden knirschender grauer Sand, der die Lungen
reizt.
Was ist passiert? Ein schweres flächendeckendes Unwetter, das jegliche Kommunikationsmittel funktionsuntüchtig gemacht hat? Ein kriegerischer Angriff auf die Schweiz unter Einsatz von Massenvernichtungswaffen? Die Radioaktivität liegt jedoch im Normbereich, wie eine Messung ergibt.
Nach Tagen gelingt der Mannschaft ein Funkkontakt – zu einem
amerikanischen U-Boot im Mittelmeer. Der Commander meldet: Darkness during daytime, debris on sea
surface. No maritime traffic except floating wrecks. What’s going on in
Europe? What the hell happened? (Dunkelheit bei Tag, Trümmer auf der
Meeresoberfläche. Kein Schiffsverkehr außer treibenden Wracks. Was ist in
Europa los? Was zum Teufel ist passiert?)
Eine Schülerin der Berliner Schulklasse schließlich kommt dem Rätsel auf die Spur …
Ein detailliert und kenntnisreich geschriebenes Buch;
für mich ein Thriller der anderen Art. Ereignisse und Personen sind sehr realistisch
gezeichnet und der Spannungsbogen wird bis hin zum überraschenden Ende gehalten. Falls Ihr
danach greift – viel Spaß!
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