Donnerstag, 27. Februar 2020

Leserattenfutter: Hans Leister, Der Tunnel (Thriller)

Hier zur Abwechslung eine – meine erste - Buchempfehlung. Ich bin sowieso eine Leseratte reinsten Wassers, hab aber das Genre Thriller erst in letzter Zeit für mich entdeckt.

„Der Tunnel“ hat mich begeistert. Schwer wegzulegen, also vielleicht nicht abends vor’m nächsten Arbeitstag beginnen, sonst könnte eine verdammt kurze Nacht drohen. Perfekt für ein verregnetes Wochenende oder – Urlaub. Oder zum Verschenken ... 



Worum geht es?
Ein Lokführer tritt an einem Sonnabendabend im Juni am Schweizer Bahnhof in Basel seinen Dienst an, um den ICE der Schweizer Bundesbahn (SBB) nach Lugano zu fahren. An Bord 300 Passagiere, darunter eine 10. Klasse aus Berlin. 

Vorerst läuft alles nach Plan. Der Zug erreicht den Sankt-Gotthard-Tunnel: 57 km = 20 min Fahrt  durch die Tunnelröhre. Zwei Drittel der Fahrt sind absolviert, als eine Durchsage ertönt: „An alle Personenzüge, bitte reduzieren Sie die Geschwindigkeit wegen eines Unwetters auf 100 km/h und halten Sie am nächsten Bahnhof oder Haltepunkt an …“ Die Durchsage endet abrupt und noch ehe der Lokführer reagieren kann, fällt die Fahrstromversorgung aus; der Zug reduziert die Geschwindigkeit. Die Beleuchtung im Tunnel erlischt. Keinerlei Funkverbindung mehr zur Betriebszentrale. Der Lokführer und sein zweiter Mann entscheiden, im Tunnel am nächsten Notbahnhof anzuhalten, um auf ein Wiedereinsetzen der Stromversorgung zu warten bzw. Hinweise der Leitstelle zur Evakuierung der Passagiere. Sie warten vergeblich.

In der zweiten Tunnelröhre finden sie einen ebenfalls „gestrandeten“ Güterzug vor. Das Erkunden der Tunnelportale, die ins Freie führen, ergibt, dass beide vollständig blockiert sind durch ineinander verkeilte Waggons eines zweiten - entgleisten – Güterzuges. Dessen Führer erinnert sich an eine schwarze Wolkenwand, ein plötzliches Schwanken der Lok, die automatische Schnellbremsung im Tunnel. Von seinem Güterzug sind nur drei Waggons übrig  – der Rest türmt sich außen vorm Tunnelportal.

Zeitgleich befindet sich eine Einheit Schweizer Reservisten in einem benachbarten Areal des Gotthard-Massivs. Abkommandiert, um unter strengster Geheimhaltung das Depot Verena, die Staatsreserve der Schweiz, die das Überleben von Armee und Bevölkerung im Kriegsfall garantieren soll, zu überprüfen. Auch hier plötzlich jegliche Kommunikation zur Außenwelt gekappt und das Tor zum Stollen verschüttet. Draußen Dunkelheit, obwohl Tag, Kälte, obwohl Sommer. Auf dem Boden knirschender grauer Sand, der die Lungen reizt. 


Was ist passiert? Ein schweres flächendeckendes Unwetter, das jegliche Kommunikationsmittel funktionsuntüchtig gemacht hat? Ein kriegerischer Angriff auf die Schweiz unter Einsatz von Massenvernichtungswaffen? Die Radioaktivität liegt jedoch im Normbereich, wie eine Messung ergibt.

Nach Tagen gelingt der Mannschaft ein Funkkontakt – zu einem amerikanischen U-Boot im Mittelmeer. Der Commander meldet: Darkness during daytime, debris on sea surface. No maritime traffic except floating wrecks. What’s going on in Europe? What the hell happened? (Dunkelheit bei Tag, Trümmer auf der Meeresoberfläche. Kein Schiffsverkehr außer treibenden Wracks. Was ist in Europa los? Was zum Teufel ist passiert?)

Eine Schülerin der Berliner Schulklasse schließlich kommt dem Rätsel auf die Spur …

Ein detailliert und kenntnisreich geschriebenes Buch; für mich ein Thriller der anderen Art. Ereignisse und Personen sind sehr realistisch gezeichnet und der Spannungsbogen wird bis hin zum überraschenden Ende gehalten. Falls Ihr danach greift – viel Spaß!  



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