Ich wache am Morgen auf und weiß, es ist Zeit für meinen Umzug nach Schloon. Guten Morgen, Fred, sag ich zu meinem schwarz-weißen Kater, der aussieht wie ein Fellpinguin mit Öhrchen. Ein Kavalier in Frack und weißem Chemisette. Weil er verfressen ist und deshalb ein Bäuchlein hat, bleibt der Frack meist offen. Die Fliege trägt er nur zu ausgewählten Gelegenheiten - vielleicht also heute. Guten Morgen, Anita, begrüße ich meine Schildkrötkatze. Die so heißt, weil sie ausschaut wie Großmutters kostbare, alte Schildpattkämme. Die hatten aber kein weißes Lätzchen. Gesagt wird von diesen Katzen, sie seien besonders eigensinnig. Der Eigensinn meiner Schildkrötkatze besteht darin, dass sie glaubt, das Bett gehöre zuerst ihr. Immerhin aber darf ich mich neben sie kuscheln. Auch schnurrt sie nur selten und leise, dafür flüstert sie mir immerzu ihre Wünsche zu und ist schon ganz heiser davon. Frühstück, bittschön, Streicheln, aber gleich, Bürsten, jetzt sofort.
Umzug nach Schloon also. Ich packe meinen Traumkoffer – nur flaumfederleichtes
Gepäck. Mit müssen: Fellpinguin und Schildkrötkatze, Lieblingsbuch, Studentenfutter,
Sommerkleid und Flipflops, die rosarote Brille natürlich und der Wünsch-Dir-was-Armreif.
Lieblingskatzenfutter nicht zu vergessen! In Windeseile ist alles verstaut.
Der Spiegel im Bad schüttet sich aus vor Lachen: Wie siehst
Du denn heut Morgen aus? Ich zwinkere ihm zu: Na los, mach doch mal… Sachte
pustet er mir den Schlafsand aus den Augen und haucht mir die Wangen rosig.
Schon besser. Die Zahnbürste schlüpft mir in den Mund – Pfefferminzfrühstück.
Das Wasserhähnchen stellt seinen Kamm auf und spuckt mir kalte Tropfen um die Nase,
bis ich klatschmunter bin.
Fehlt noch der Morgensport. Ich schließe die Augen und
stelle mir Liegestütze vor. Uff, ist das anstrengend! 10 Wiederholungen schaffe
ich. Das Luftballon-Gewichtheben geht da schon leichter von der Hand. Ich
beginne mit einem Luftballon und steigere auf drei. Rekord! Dann drücke ich den
Schwerelos-Knopf am Hoola-Hoop-Reifen und lasse ihn um meine Taille schweben. So.
Für heute muss das reichen.
Über meinem Balkon funkeln noch die Sterne - am
allerhellsten das Sternbild der Großen Grinsekatze - und der Schnabelchor probt
schon. Flüüü-dididüüü, flüüü-dididüüü... Und genau in dem Moment, da die letzte
Sternschnuppe aus dem Schweif der Großen
Grinsekatze in die Amselflöte fällt, beginnt meine Reise nach Schloon. Ssssst …
Der Fellpinguin, die Schildkrötkatze, mein flaumfederleichter
Traumkoffer und ich landen mit einem leisen Plopp! sanft auf einer weichen Regenbogenwiese.
Gleich tanke ich eine große Portion Vorfreude, weil ich schon weiß: Einfach
alles ist anders hier! Jeder tut den lieben langen Tag nur, was er am besten
kann – das macht nicht nur fröhlich, sondern wird dann auch rundherum toll. Eile
gibt es nicht, schließlich ist morgen auch noch ein Tag. Alles dauert genau so
lang, wie es eben dauert. Nicht einmal das Wörtchen „Eile“ ist im Schloonischen
Wörterbuch zu finden.
Jeder ist freundlich, weil Freundlichkeit Spaß macht und schön
und glücklich. Sind die Schloonis hungrig oder einfach nur naschhaft, atmen sie
süße oder herzhafte Luft. Mein Favorit: Löcherkäseluft! Möchten sie Musik
hören, stecken sie sich einfach den kleinen Finger ins Ohr und schon ertönt ihre
Lieblingsmusik. Nasebohren hingegen ergibt – rechtes Nasenloch: Luftschlangen,
linkes Nasenloch: Konfetti. Und vor Freude weinen macht Glitzis, die funkeln in
allen Farben.
Regnet es - wie grad eben -, tragen die Schloonis ihre
Regenbrille, die jedes Regen- in ein Sonnentröpfchen verwandelt. Fängt man die Tröpfchen mit der Zungenspitze, schmecken sie ganz leicht nach Zimtzucker. Die kleinen
Schloonis lieben das. Ich aber schnipse dreimal mit dem Finger und schon wölbt
sich rund um uns die allerschönste schillernde Riesenseifenblase. Zwar sind wir
drei nicht aus Zucker, aber meine Samtfellchen lieben es nicht,
zu duschen.
Der Regen murmelt leiser ... leiser ... leiser ... bis seine Melodie mit einem
Silberglöckchenton endet. Und wir - der Fellpinguin, die Schildkrötkatze und ich - machen uns auf den Weg, hinein ins Zauberreich
Schloon.
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