Montag, 17. Februar 2020

Umzug nach Schloon [Schluːn] , Teil 1

Tatsächlich bin ich eines Morgens aufgewacht und habe den Titel "Umzug nach Schloon" und den Anfang dieser Geschichte, dieses Märchens, aus meinem letzten Traum in den Tag hinübergerettet. Um sofort noch vor dem ersten Kaffee alles, was ich von diesem Traum noch erinnern konnte, aufzuschreiben. Lang ist's her ... und heute endlich hab ich den Anfang von etwas, das ein Kinderbuch werden könnte oder auch eines für alle, die das Träumen noch nicht verlernt haben, fertiggestellt. Fortsetzungen wird es geben, sobald mich die Muse, dieses kapriziöse Wesen, wieder einmal küsst. ;)




Ich wache am Morgen auf und weiß, es ist Zeit für meinen Umzug nach Schloon. Guten Morgen, Fred, sag ich zu meinem schwarz-weißen Kater, der aussieht wie ein Fellpinguin mit Öhrchen. Ein Kavalier in Frack und weißem Chemisette. Weil er verfressen ist und deshalb ein Bäuchlein hat, bleibt der Frack meist offen. Die Fliege trägt er nur zu ausgewählten Gelegenheiten - vielleicht also heute. Guten Morgen, Anita, begrüße ich meine Schildkrötkatze. Die so heißt, weil sie ausschaut wie Großmutters kostbare, alte Schildpattkämme. Die hatten aber kein weißes Lätzchen. Gesagt wird von diesen Katzen, sie seien besonders eigensinnig. Der Eigensinn meiner Schildkrötkatze besteht darin, dass sie glaubt, das Bett gehöre zuerst ihr. Immerhin aber darf ich mich neben sie kuscheln. Auch schnurrt sie nur selten und leise, dafür flüstert sie mir immerzu ihre Wünsche zu und ist schon ganz heiser davon. Frühstück, bittschön, Streicheln, aber gleich, Bürsten, jetzt sofort.

Umzug nach Schloon also. Ich packe meinen Traumkoffer – nur flaumfederleichtes Gepäck. Mit müssen: Fellpinguin und Schildkrötkatze, Lieblingsbuch, Studentenfutter, Sommerkleid und Flipflops, die rosarote Brille natürlich und der Wünsch-Dir-was-Armreif. Lieblingskatzenfutter nicht zu vergessen! In Windeseile ist alles verstaut.

Der Spiegel im Bad schüttet sich aus vor Lachen: Wie siehst Du denn heut Morgen aus? Ich zwinkere ihm zu: Na los, mach doch mal… Sachte pustet er mir den Schlafsand aus den Augen und haucht mir die Wangen rosig. Schon besser. Die Zahnbürste schlüpft mir in den Mund – Pfefferminzfrühstück. Das Wasserhähnchen stellt seinen Kamm auf und spuckt mir kalte Tropfen um die Nase, bis ich klatschmunter bin.

Fehlt noch der Morgensport. Ich schließe die Augen und stelle mir Liegestütze vor. Uff, ist das anstrengend! 10 Wiederholungen schaffe ich. Das Luftballon-Gewichtheben geht da schon leichter von der Hand. Ich beginne mit einem Luftballon und steigere auf drei. Rekord! Dann drücke ich den Schwerelos-Knopf am Hoola-Hoop-Reifen und lasse ihn um meine Taille schweben. So. Für heute muss das reichen.

Über meinem Balkon funkeln noch die Sterne - am allerhellsten das Sternbild der Großen Grinsekatze - und der Schnabelchor probt schon. Flüüü-dididüüü, flüüü-dididüüü... Und genau in dem Moment, da die letzte Sternschnuppe aus dem Schweif  der Großen Grinsekatze in die Amselflöte fällt, beginnt meine Reise nach Schloon. Ssssst …

Ankunft in Schloon 

Der Fellpinguin, die Schildkrötkatze, mein flaumfederleichter Traumkoffer und ich landen mit einem leisen Plopp! sanft auf einer weichen Regenbogenwiese. Gleich tanke ich eine große Portion Vorfreude, weil ich schon weiß: Einfach alles ist anders hier! Jeder tut den lieben langen Tag nur, was er am besten kann – das macht nicht nur fröhlich, sondern wird dann auch rundherum toll. Eile gibt es nicht, schließlich ist morgen auch noch ein Tag. Alles dauert genau so lang, wie es eben dauert. Nicht einmal das Wörtchen „Eile“ ist im Schloonischen Wörterbuch zu finden. 

Jeder ist freundlich, weil Freundlichkeit Spaß macht und schön und glücklich. Sind die Schloonis hungrig oder einfach nur naschhaft, atmen sie süße oder herzhafte Luft. Mein Favorit: Löcherkäseluft! Möchten sie Musik hören, stecken sie sich einfach den kleinen Finger ins Ohr und schon ertönt ihre Lieblingsmusik. Nasebohren hingegen ergibt – rechtes Nasenloch: Luftschlangen, linkes Nasenloch: Konfetti. Und vor Freude weinen macht Glitzis, die funkeln in allen Farben.

Regnet es - wie grad eben -, tragen die Schloonis ihre Regenbrille, die jedes Regen- in ein Sonnentröpfchen verwandelt. Fängt man die Tröpfchen mit der Zungenspitze, schmecken sie ganz leicht nach Zimtzucker. Die kleinen Schloonis lieben das. Ich aber schnipse dreimal mit dem Finger und schon wölbt sich rund um uns die allerschönste schillernde Riesenseifenblase. Zwar sind wir drei nicht aus Zucker, aber meine Samtfellchen lieben es nicht, zu duschen.

Der Regen murmelt leiser ... leiser ... leiser ... bis seine Melodie mit einem Silberglöckchenton endet. Und wir - der Fellpinguin, die Schildkrötkatze und ich - machen uns auf den Weg, hinein ins Zauberreich Schloon.

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