Dr. Daniele Ganser, der bekannte Schweizer Historiker und Friedensforscher hielt diesen Vortrag am 29. Oktober in Wien. Einige der wichtigsten Aussagen habe ich für Euch zusammengefasst.
Ein Aha-Effekt ergab sich bei mir gleich zu Beginn, hatte ich mich doch oft gefragt, wieso ich Menschen mit sachlichen Argumenten, z. B. Rechenbeispielen zur tatsächlichen Gefahr des Virus‘, sagen wir: Anzahl der Einwohner weltweit/landesweit/Sachsen/Dresden ins Verhältnis gesetzt zu Todesraten oder aber Anzahl der positiv Getesteten ins Verhältnis gesetzt zu Todesraten oder aber Sterblichkeit in den Vorjahren ins Verhältnis gesetzt zu 2020, schwer bis gar nicht erreiche. Ebenso wenig erreiche wie die zahlreichen Wissenschaftler, die die Pandemie inszeniert nennen und fundierte Beweise dafür ins Feld führen. Die Anzahl derer, die dem keinen Glauben schenken (obwohl Mathematik schwerlich eine Frage des Glaubens ist) und deshalb die Verhältnismäßigkeit zwischen tatsächlicher Gefahr und den Maßnahmen der Regierung nicht infrage stellen, ist nach wie vor hoch.
Dr. Ganser führt diese Unzugänglichkeit und die zunehmende Unmöglichkeit, konträre Meinungen auszutauschen, ohne dass daraus ein Konflikt erwächst, darauf zurück, dass in der gegenwärtigen Ausnahmesituation Ängste aufeinander treffen, die von Mensch zu Mensch verschieden sind:
👉 die Angst vor dem Virus
👉 die Angst vor Armut
👉 die Angst vor einer Diktatur
All diese Ängste, die durch eigenes Erleben (Angehörige oder Freunde, die gestorben sind; das Wahrnehmen von Obdachlosigkeit auf der Straße, die eigene Erfahrung mit einer Diktatur) sind in unserem kollektiven Gedächtnis verankert und münden letztlich in ein und dieselbe Urangst: die Angst vor dem Tod. Eine weitere, hierzulande recht stabil etablierte Angst: die Angst, Regeln zu brechen, aus der Reihe zu tanzen.
Trifft im Gespräch z. B. die Angst vor dem Virus, die ich bei all jenen vermute, die mit den staatlichen Maßnahmen einverstanden sind bzw. diese noch verschärft sehen möchten, auf eine der beiden anderen Ängste: Verlust der Existenz oder der demokratischen Rechte, ist Verständigung schwer.
Hinzu kommt, dass Angst ein Gefühl ist. Gefühlen aber lässt sich mit Fakten zuweilen nur schwer beikommen - Emotio vs. Ratio. Nehmen wir die Angst des jeweils anderen, die sich von der unseren unterscheiden mag, also grundsätzlich ernst. Da zupf ich mich auch an der eigenen Nase.
Die Entscheidung, ob er sich seiner Angst beugt, in seinem täglichen Denken und Tun von ihr beeinflussen lässt, liegt ohnehin bei jedem selbst. Was aber die Urangst "Tod" angeht: Er ist uns ohnehin sicher. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute: Bis zu diesem Moment, in dem alles endet, können wir wählen: ob wir aufrecht leben, Lebensfreude zelebrieren oder gebückt und niedergedrückt von Ängsten durch unsere Tage gehen.
Wir alle stehen seit Monaten unter medialem Dauerbeschuss und die immer neuen Verbote und Einschränkungen greifen tief in unsere Leben ein. Was also ist zu tun, wenn die innere Anspannung zum Perpetuum mobile wird?
D. Ganser sagt dazu: „Wenn Sie im Kopf verloren sind, wechseln Sie das Nervensystem“. Heißt: Wechseln wir vom zentralen Nervensystem (Rückenmark/Gehirn) in das periphere Nervensystem. Gehen wir aus dem Kopf heraus, hinein in den Körper, um ihn aufmerksam wahrzunehmen. Ein Spaziergang an der frischen Luft wirkt oft Wunder. Weitere wirksame Strategien gegen negative Gedankenspiralen:
* „Wasserfall“: Wir sind nicht unsere Gedanken. Gut erklärt hier: Thisisthenow.de - AchtsamkeitWas folgt, ist eine eindrucksvolle Beweisführung dafür, dass Angstmache in der Politik schon immer gewirkt hat und unser Gehirn im Moment der Information leider nicht unterscheiden kann, ob diese wahr oder falsch ist. Siehe „Brutkastenlüge“, um das Eingreifen der USA in Kuwait 1990 zu rechtfertigen; siehe Claas Relotius, jener mehrfach prämiierte deutsche Journalist, dessen Reportagen für den Spiegel und andere Verlage sich in vielen Fällen als Fälschungen herausstellten; siehe angeblicher Besitz von Massenvernichtungswaffen durch den Irak, um das Einmarschieren der USA zu rechtfertigen.
Wie aber vermeidet man, falschen Propheten auf den Leim zu kriechen?
D. G.: „Glauben Sie nicht alles, was Sie denken. Wenn jemand zu 100% glaubt, was er denkt, ist er dogmatisch. […] Seien Sie nicht autoritätsgläubig. […] Stellen Sie sich täglich die Frage, wem Sie Ihre Aufmerksamkeit schenken, passen Sie auf Ihre Augen und Ohren auf – das sind die Türen. Schon Goebbels wusste, es kommt nicht darauf an, ob es wahr oder falsch ist; es muss nur immer wiederholt werden und aus allen Lautsprechern klingen. […] Sie sollten niemandem blind glauben, einfach immer selbst denken, wenn Sie können, wenn’s geht … und es geht besser, wenn Sie weniger Angst haben.“
An dieser Stelle zitiert er den Hirnforscher Gerald Hüther: „Im Gegensatz zu Tieren, die erst bei einer gefährlichen Situation Angst haben, können wir Menschen bereits Angst haben, wenn wir uns eine gefährliche Situation nur vorstellen. Leider wird in unserer Gesellschaft Angst oft geschürt, um bei den Menschen ein bestimmtes Verhalten hervorzubringen. Dieses Phänomen ist in der Corona-Krise besonders deutlich zutage getreten“ und rät beim Lesen von Nachrichten, genau zu beobachten, welche Angst gerade getriggert wird. Erkenne man diese Angst, identifiziere sich jedoch nicht mit ihr, sei es ungefährlich. Gefährlich wird es dann, wenn man diese Angst zu 100% aufnehme und nicht einmal erkenne, welche Angst gerade getriggert wird. „Dann werden Sie in den nächsten Monaten extrem viel Energie verlieren.“
Anschließend sprach er über die Situation in Österreich (weil Vortrag in Wien), die zahlreiche Parallelen zu Deutschland zeigt. Dort tagte das Kabinett unter Kanzler Sebastian Kurz erstmals am 24. Februar 2020 zu Covid-19.
D. G.: „Der Kanzler ist ja kein Virusexperte, auch in der Schweiz nicht. […] Also hat er Experten und da hat er eine Sitzung gemacht, um zu entscheiden, wie macht er das mit dem Lockdown, wie macht er das mit der Kommunikation. Weil – er ist ein Kommunikationsprofi, der weiß, wie man die Synapsen zum Springen bringt. In dieser Sitzung wurde dann beschlossen, dass man dann den Lockdown macht, der dann am 16. März in Kraft trat.“
Beschlossen wurde auch, auf welchem Weg die Akzeptanz der Bevölkerung zu erreichen sei (Quelle: Die vertraulichen Corona-Protokolle, FALTER):
D. G.: „Es ist klar, dass die Politiker verstehen, dass Angst etwas sehr Mächtiges ist und dass man damit die Menschen lenken kann.“ […] Kurz hatte dann Bedenken, dass er noch keine wirkliche Sorge der Bevölkerung verspürt.“
D. G.: „Es ist wie ein Klavier. Wenn man morgen sagt, jetzt wäre Zeit für die Lebensmittelknappheit-Angst, dann kann man dort drücken und über kurz oder lang haben Sie Lebensmittelknappheitangst. Warum? Weil dann alle rennen und einkaufen und weil’s dann wirklich leer ist. Wenn alle Lebensmittel kaufen, werden die Lebensmittel knapp. Dann gehen sie kurz aus. Dann wird wieder nachgefüllt. […] Und dann machen Sie ein Foto, wie‘s überall leer ist und bringen es überall und dann haben die Leute den doppelten Schock.“
Andere Berater der Regierung wären nicht gehört worden, z. B. Franz Allerberger, Leiter der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, der das Schüren von Angst für falsch hielt und äußerte, man solle von der Botschaft „gefährliches Virus“ wegkommen, da SarsCov2 für über 80% der Bevölkerung nicht gefährlich sei.
Die Vorgehensweise, für die sich die österreichische Regierung entschied – massives Schwingen der Angstkeule - korrespondiert 1:1 mit jener der deutschen, enthüllt durch FOCUS: FOCUS - Internes Papier Innenministerium empfiehlt, Menschen Angst zu machen
Im weiteren Verlauf des Vortrags traf Daniele Ganser Aussagen zur tatsächlichen Gefährlichkeit des Virus‘ (Achtung, Mathematik!) und dazu, wie unterschiedlich wir eine Botschaft aufnehmen, je nachdem, welchen Aspekt der Absender betont:
D. G.: „0,3% von denen die den Virus in sich haben, werden sterben, was umgekehrt bedeutet, 99,7% werden nicht sterben.“ […] Wir wissen aus der Kommunikation, dass es einen entscheidenden Einfluss hat, wie die Prozentrechnung aufgestellt wird. Wenn Ihnen ein Arzt sagt, Sie haben eine 10%ige Sterbenswahrscheinlichkeit, dann hören Sie „sterben“ […] Wenn der Arzt ihnen sagt, Sie haben eine 90%ige Chance zu überleben, denken Sie: Chance ist immer gut und leben will ich auch, also mach ich das. Es ist aber genau das Gleiche.“
Und weltweit? Hier das Global Corona-Dashboard der Hopkins University vom 29. Oktober 2020:
D. G.: „Und hier oben haben Sie die Toten […] 1.160.000 Tote. […] All das Globale interessiert mich seit Jahren, doch noch nie, noch nie habe ich so ein Dashboard gesehen, z. B. für die Kriegstoten, für die Hungertoten, für die Flüchtlinge. Nie. Das heißt, hier wird etwas nach vorne geschoben, das man tatsächlich nach vorne schieben kann, wenn man will. Aber es wirkt so extrem, weil wir globale Zahlen haben. Die meisten Menschen können das in keinerlei Verhältnis setzen. […] Weltbevölkerung ist 7, 7 Milliarden. 1 Prozent ist 77 Millionen. D. h. 43 Mio Fälle ist unter 1% - nur 0.6% der Weltbevölkerung ist überhaupt positiv auf Corona getestet. D. h. 99,4% der Weltbevölkerung ist nicht positiv getestet. Und von den positiv Getesteten sterben 0,3%.“
Hört oder liest man diese Zahlen, lässt sich über die Divergenz zwischen tatsächlicher und der durch die Menschen gefühlten Gefahr immer wieder nur staunen. Hier haben Politiker und Medien wirklich ganze Arbeit geleistet.
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Ich schließe mit dem Fazit Daniele Gansers, mit dem er sich auch auf die Aussage des beim bayrischen Potentaten Söder eben deshalb in Ungnade gefallenen Gesundheitsamtsleiters Dr. Friedrich Pürner bezieht, indem er sagt: „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben - das ist die Durchsage. Wir müssen es als allgemeines Lebensrisiko betrachten. Gehen Sie durch den Wald, gehen Sie in die Natur. Achten Sie auf das Schöne. Und überlegen Sie, mit welchen Menschen Sie sich treffen und wenn Sie sich treffen, seien Sie achtsam, weil Sie nicht wissen, welche Ängste den anderen Menschen triggern. […]Es sind jetzt Prozesse am Laufen, die ich nicht nur als schlecht bezeichnen würde, auch nicht nur als gut, sondern in erster Linie interessant. Und wir stecken da alle drin.“
Was er damit wohl meint? Ich werde Augen und Ohren offenhalten, vielleicht - berichten.
Den Vortrag in voller Länge (1:57:33) findet Ihr hier:
Corona und die Angst/Vortrag von Dr. Daniele Ganser
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