Je länger der Reigen der Corona-Maßnahmen dauert, desto öfter taucht in meinem Kopf die Frage auf, warum so viele Menschen unwidersprochen hinnehmen, dass ihre Lebensqualität massiv und dauerhaft eingeschränkt wird. Ihnen ihre Grundrechte vorenthalten werden - Rechte, die bis Februar 2020 als selbstverständlich galten und gesetzlich verankert waren, bis sie im November 2020 durch die Novelle des IfSG ausgehebelt wurden. Ein Erklärungsversuch.
Maslowsche Bedürfnishierarchie |
Die Ver- und Gebote im Zusammenhang mit Corona muten längst an wie "Die unendliche Geschichte", nur ohne Happy End. Maskenpflicht, Abstandspflicht, überwiegend geschlossener Einzelhandel oder Betreten nur mit Negativtest. Reiseverbot, Verbot von Zusammenkünften im Familien- und Freundeskreis oberhalb einer definierten Teilnehmerzahl, Verbot oder harsche Einschränkung des Besuchs kranker oder betagter Verwandter in Kliniken und Pflegeheimen. Nächtliches Ausgangs- und Fahrverbot. Home Office, Home Schooling. Kunst, Kultur, Sport (außer Einzelsportarten im Freien), Restaurant und Biergarten passé. Was zuverlässig bleibt, sind der Job, so man hat, der Einkauf von Waren des täglichen Bedarfs und das Verweilen in der Natur. Summa summarum ein Leben umzingelt von Stoppschildern.
Und während andere Länder – Großbritannien, Griechenland, Italien, Niederlande, Österreich, Schweiz, Spanien – trotz Inzidenzen, vergleichbar oder höher als in Deutschland – langsam zur Normalität zurückkehren (nicht zu reden von Schwedens Sonderweg), folgt Deutschland weiter dem harten Kurs der Kanzlerin und ihres Panikorchesters. Der nur deshalb möglich ist, weil große Teile der Bevölkerung ihn noch immer akzeptieren, manche ihn sogar begrüßen.
Warum? Eine Antwort darauf könnte die Maslowsche Bedürfnishierarchie liefern.
Maslow ging in seiner Theorie davon aus, dass menschliche Bedürfnisse einer Rangordnung folgen und insofern aufeinander aufbauen, als das nächsthöhere Bedürfnis stets erst dann angestrebt wird, wenn das darunterliegende erfüllt ist bzw. als gesichert oder annähernd gesichert betrachtet wird.
Schauen wir uns die Stufen der Pyramide einmal an:
Auf Stufe 1 finden sich die physiologischen Bedürfnisse, d. h. existentielle körperliche Bedürfnisse wie Atmen, Essen, Trinken, Schlafen, Sexualität.
Bereits auf Stufe 2 siedelt Maslow die Sicherheitsbedürfnisse an: Sicherheit des Wohnens, des Arbeitsplatzes, des erworbenen Besitzes, gesicherte gesellschaftliche Ordnung durch Recht und Gesetz. Nicht zu vergessen Sicherheit für Leib und Leben, sprich: Gesundheit.
Erst danach folgen: soziale Bedürfnisse (z. B. Familie, Freunde, Kommunikation, Liebe), Individualbedürfnisse (z. B. Wertschätzung, Ansehen, Erfolg, Freiheit, Unabhängigkeit) und – an der Spitze der Pyramide: die Selbstverwirklichung (Entfaltung von Talenten und Potenzialen).
Sicherheit also als ein grundlegendes Bedürfnis, das weitere Bedürfnisse im Zweifelsfall dominiert. Oder sogar zu eliminieren imstande ist?
Die Sicherheit für Leib und Leben nun scheint vielen Menschen seit über einem Jahr permanent bedroht. Offenbar so bedroht, dass sie auf alle Bedürfnisse oberhalb diesem für unabsehbar lange Zeit auch ohne zuverlässige Aussicht auf Normalisierung der Lage zu verzichten bereit sind. Bedroht durch ein Virus, von dem bis heute nicht bekannt ist, für wie viele Todesfälle es tatsächlich verantwortlich ist, da nach wie vor nicht zwischen "mit" und "an" Corona gestorben differenziert wird. Das jedoch tagtäglich rund um die Uhr im Panikmodus auf allen Kanälen „beworben“ wird. (Man stelle sich vor, der Konsum von Zucker, von Fleisch, von Fastfood bzw. die Risiken einer ungesunden Lebensführung generell wären in der Vergangenheit ähnlich massiv als Gesundheitsgefährdung thematisiert worden (warum eigentlich nicht?): Die Anzahl der Herz-Kreislauf-Todesfälle, die immerhin über ein Drittel der Todesfälle/Jahr in Deutschland ausmachen, wäre drastisch gesunken.)
Verstärkt werden dürfte der gefühlte Verlust an Sicherheit hierzulande durch die „German Angst“ – im Ausland feststehender Begriff für die diffuse Furcht der Deutschen vor diesem und jenem, seien es nun Atomkraft, Klimawandel oder BSE, Salmonellen, Vogelgrippe. Furcht auch vor den Wechselfällen des Lebens. Nicht zufällig sind wir unangefochten „Versicherungsweltmeister“: Der Deutsche besitzt im Durchschnitt sage und schreibe elf Versicherungen! (By the way: Die Allianz bietet inzwischen sogar eine Art "Bürgerkriegs"- Versicherung (Deckung von Risiken durch Terror und politische Gewalt) an – schon abgeschlossen?)
Was hinter all diesem überbordenden Bestreben nach Sicherheit, dieser allgegenwärtigen Angst leicht in Vergessenheit gerät: Nichts im Leben ist je wirklich sicher. Außer dem Ende irgendwann. Und: Unser aller Tage laufen. Sie lassen sich nicht nachholen. Angst aber wird leicht zum Selbstläufer, z. B. wenn wir sie tagtäglich mit Schreckensbotschaften füttern.
Glücklicherweise ist die Maslowsche Bedürfnishierarchie eine Theorie, kein Gesetz. Heißt: Klaren Kopf vorausgesetzt, können wir grundsätzlich selbst bestimmen, welchen Bedürfnissen nach Stufe 1 wir Priorität einräumen wollen. Ich persönlich schätze mich glücklich, dass meine Sicherheitsbedürfnisse bei weitem nicht stark genug ausgeprägt sind, um für ein vermeintliches Maximum an Sicherheit auf des Lebens Sahnehäubchen - soziale Kontakte, Individualität und Wachstum - zu verzichten.
Ohnehin steht fest: Das Virus ist gekommen, um zu bleiben. Es wird mutieren, wie zuvor das lt. Statistik seltsamerweise nahezu ausgestorbene Grippevirus. Ergo wird eine 100%ige Immunität nie erreicht werden.
Lassen wir uns von dieser Tatsache nicht am Leben hindern, sondern stellen wir uns ihr. Nicht im Rahmen einer staatlichen Gesundheitsdiktatur, sondern eigenverantwortlich. Erwachsen.
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