Sonntag, 14. März 2021

Es reicht! 13. März 2021, Dresden

Hier ein kurzer Abriss meiner Erfahrungen zum Demo-Geschehen gestern in Dresden. Wie bekannt, wurde die „Es reicht!“-Demo, organisiert von Querdenken 351, erneut über alle gerichtlichen Instanzen hinweg abgelehnt – im Gegensatz zu jenen in allen anderen Bundeshauptstädten. Genehmigt worden war eine kleinere Demo der „Heidenauer Wellenlänge“ am Sächsischen Landtag – dieser wollten wir uns anschließen. Um später zu erfahren, dass trotz Verbot auch im Stadtzentrum demonstriert wurde. Für mich ein Meilenstein, der zeigt, dass das Muskelspiel der Politiker nicht mehr zieht. 

Plakat-Aktion Dresden

Als wir 13 Uhr das Areal gegenüber vom Landtag erreichten, waren bereits zahlreiche Demonstranten versammelt. Alle Altersgruppen waren vertreten – Menschen aus der Mitte der Bevölkerung, die meine oder Eure Nachbarn sein könnten. (Ich erspare mir, auf die Berichterstattung „der Offiziellen“ zu rechts- oder sonstwie extremen bzw. gewalttätigen Gruppierungen einzugehen, weil: Nichts Neues unter der Sonne. Ebenfalls nicht neu, dass viele Mainstream-Konsumenten dies noch immer für bare Münze nehmen. Berichtete der Mainstream morgen, der Mond sei besiedelt, so würden seine treuen Anhänger wohl auch das glauben.)

Wenig später forderte die Polizei, man solle den Platz räumen. Da die Durchsagen weitgehend unverständlich waren, nahmen wir als Grund an, die Teilnehmerzahl der genehmigten Demo sei überschritten worden. Also verließen wir das Gelände, flankiert von einer Polizeikette, die nur eine Richtung gestattete – hin zur Yenidze. Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits wussten, dass zwei weitere Demozüge in der Innenstadt unterwegs waren, vermuteten wir, man wolle unsere Vereinigung mit ihnen verhindern und uns deshalb stadtauswärts Richtung Alberthafen lenken.

Wenig später die böse Überraschung: Angekommen auf der Magdeburger Straße, riegelte die Polizei plötzlich von beiden Seiten ab, heißt: Wir saßen in der Falle. Einige Demoteilnehmer versuchten, über den angrenzenden Hang das Ostragelände zu erreichen, aber auch dort standen bereits Einsatzkräfte. Blutjunge Polizisten wie bei jeder Demo, in diesem Falle zahlreich aus Nordrhein-Westfalen „eingeflogen“. 

Einkesselung also. Keine neue Strategie, aber damit gerechnet hatte keiner von uns.

Und nun? Die Menschenmenge flutete einige Male hin und her, um festzustellen: Verlassen des Kessels ausgeschlossen. Also richteten wir uns so gut es ging, auf die Situation ein und harrten der Dinge, die da kommen würden. Wenigstens Petrus war uns gewogen – relativ milde Temperaturen, kein Nass von oben, sogar der eine oder andere Sonnenstrahl. Bei aller spürbaren Entschlossenheit, gemeinsam die bis 2020 nie infrage gestellten Grundrechte zurückzuerobern, war die Stimmung gelassen, freundlich, friedlich. Optimistisch. Ebenfalls spürbar - ein Gefühl des Miteinander-Verbundenseins. Aggression in welcher Form auch immer habe ich selbst nicht erlebt.

Interessante Gespräche zwischen bis dato Fremden ergaben sich. In deren Verlauf ich u. a. erfuhr, dass der Kanzler der TU Dresden höchstpersönlich kraft seiner Wassersuppe und einer Rundmail an alle Studenten einem kleinen Copyshop die Existenzgrundlage zu entziehen versucht, indem er vor diesem warnt und dringend die Nutzung anderer Copyshops empfiehlt. Die Verfehlung des Shopinhabers? Zwar hatte er die Hygienebestimmung für seinen Laden eingehalten, sich jedoch kritisch zu den Corona-Maßnahmen geäußert. Ein Student erzählte, dass in Plauen angesichts einer Kundgebung von Eltern mit ihren Kindern der Marktplatz von Polizeieinheiten in Kampfuniform umstellt worden war, deren Anzahl die der Teilnehmer um ein Vielfaches überstieg. Einschüchterungspolitik seitens der Machthaber scheint mittlerweile Alltag im Lande zu sein.

Zurück zum Geschehen. Nach geraumer Zeit die Durchsage der Polizei, man dürfe das Gelände verlassen, jedoch nur nach Aufnahme der persönlichen Daten. Wir fassten uns in Geduld, bis nach Stunden klar wurde, der Kessel würde nicht geöffnet und dauerte es bis spät in die Nacht. Inzwischen Eisfüße, Hunger und Durst. (Nee, ich jammere nicht. Gibt Schlimmeres. Zum Beispiel, hinter vorgehaltener Hand über die Zustände im Land zu meckern und seinen Hintern trotzdem nicht vom Sofa hochzubekommen.)

Kurz und schlecht: Gegen 18 Uhr standen wir in der Schlange Richtung Auslass, wo uns ein wahrlich beeindruckendes Aufgebot an Polizisten und Polizeifahrzeugen erwartete, diesmal sächsische Einheiten. Nach geraumer Wartezeit wurden wir einzeln und jeweils eskortiert von zwei Polizeibeamten fotografiert, die persönlichen Daten erfasst und schließlich nebst Belehrung zum zu erwartenden Bußgeldbescheid wieder in die Freiheit entlassen. Für mich absolutes Neuland, aber einmal ist immer das erste Mal. Immerhin erfolgte die Prozedur respektvoll und im Rahmen ihrer Möglichkeiten freundlich. Nach mir an der Reihe ein älterer Herr. Der seinen Begleitern in Uniform sagte: „Ich bin 1940 geboren. War 1989 mit auf der Straße. Dass ich so etwas hier jetzt in diesem Land erleben muss, hätte ich mir nicht träumen lassen.“ Solche und ähnliche Aussagen habe ich schon oft gehört. Jene, die 1989 in der DDR für eine freiheitliche Gesellschaft auf die Straße gegangen sind  - oder bereits vorher ausgereist waren in ein vermeintlich demokratisches Deutschland -, trifft die Abschaffung der Demokratie hierzulande am heftigsten und sie stehen ihr fassungslos gegenüber. „Ihr werdet mir darauf nicht antworten, aber wir stehen hier auch für Euch und für Eure Kinder“ war, was ich meiner jungen Eskorte mit auf den Weg gab. Geben musste. Annehmend, der eine oder andere von ihnen weiß das auch. Doch: Wes‘ Brot ich ess‘ … 

Soviel zum Sonnabend, für mich ein sinnvoll verbrachter Tag trotz Repressalien. Und einer, der mir aufs Neue Mut gemacht hat. Weil ich sehen konnte, wie viele wir sind, aus wie vielen gesellschaftlichen Schichten und Milieus wir kommen. Sehen konnte, dass das Muskelspiel der Regierenden zunehmend weniger wirkt und die gewünschte Spaltung der Gesellschaft durch Politiker und Medien trotz all ihrer Anstrengungen nicht flächendeckend greift. Dem Bußgeld sehe ich gelassen entgegen: Die Demo am Landtag war genehmigt. Wir haben nicht zu verantworten, dass uns die Polizei vom Gelände vertrieben und unfreiwillig in den Kessel auf der Magdeburger dirigiert hat - eine so unnötige wie unsinnige Eskalation.

Später erfuhr ich, dass Hunderte Menschen noch bis spätnachts dort festgehalten wurden bei fallenden Temperaturen, ohne Essen und Trinken. Und sich der Auslass durch Schichtwechsel bei den Polizeieinheiten zusätzlich verzögerte. Bewusste Schikane nach Einkesselung von Demonstranten, die an einer genehmigten Demo am Sächsischen Landtag teilgenommen hatten und dort des Platzes verwiesen worden waren, um anschließend in die Falle Magdeburger Straße eskortiert zu werden. 

Ebenfalls erst heute erst erfahren: In der Innenstadt Dresdens, dem Schauplatz einer anderen Demo, spielten sich teilweise extrem gewalttätige Szenen ab, an denen die Polizei-Einheiten aus NRW und eine Sondereinheit aus Hessen beteiligt waren. Erschütternde Bilder, die zwar nicht ansatzweise Eingang in die Mainstream-Medien finden, sich jedoch ins Gedächtnis aller einbrennen werden, die Zeugen waren bzw. die Videos der Übergriffe gesehen haben. 

Fest steht nicht nur für mich, dass sich das sächsische Innenministerium weder mit dem Verbot der Demonstrationen in Dresden noch mit der massiven Machtdemonstration gestern einen Gefallen getan hat, sondern damit zum Erstarken des Widerstands beiträgt. Schon deshalb, weil viele, die gestern erstmals an einer solchen Demonstration teilgenommen haben, live und in Farbe erleben durften, wie eine sogenannte Demokratie mit ihren Bürgern umgeht. Und im Nachhinein: welch riesige Diskrepanz zwischen Realität und medialer Darstellung klafft. Beides ist nicht länger hinnehmbar. Die Menschen lassen sich nicht länger einschüchtern, spätestens jetzt bin ich dessen sicher. 

Abschließend noch zwei Denkanstöße. Einer gerichtet an alle, die sich seit Monaten via Social Media engagiert der Aufklärung über Zahlen, Statistiken und Hintergründe der Corona-Maßnahmen widmen: Es reicht nicht aus, im stillen Kämmerlein zu schreiben. Damit allein erreichen wir keine Veränderung. Logisch, oder? Geht auf die Straße - je mehr, desto wirksamer.

Und ein weiterer gerichtet an alle, die mit allem einverstanden sind: Gefällt Euch unser neues, kastriertes Leben und die unendliche Geschichte der Lockdowns seit März 2020? Schmecken Euch die kleinen Zuckerstückchen, die die Politiker uns hinwerfen, um guten Willen zu suggerieren? Könnt Ihr Euch "Alltagsmaske forever" vorstellen? Ist Euch klar, dass die „3. Welle“ mittels äußerst unzuverlässiger Selbsttests (Focus) gerade herbeigetestet wird? Wundert Ihr Euch nicht darüber, dass sich die mantraartig wiederholte Gefährlichkeit des Virus‘ für keinen, der rechnen kann, nachweisbar in den Statistiken spiegelt? Oder darüber, dass zahlreiche Länder die Impfung (von der nach wie vor nicht bewiesen ist, ob bzw. nach der wievielten Wiederholung sie wirkt), aufgrund unerwarteter schwerwiegender Nebenwirkungen aussetzen, nicht jedoch Deutschland? Und wie geht es Euren Kindern, Euren Enkeln, Eltern, Freunden, Bekannten mit den Einschränkungen? Der Fragen wären hier noch viele. 

Findet Ihr nicht auch: Es reicht!?

PS. Ein "Augenöffner", der mir gestern empfohlen wurde und der ausschließlich Zahlen des RKI und offizielle Infos aus den Medien verwendet:

Free truth media

Ergänzung 15. März: Offenbar wurde in der Märchenpresse berichtet, es sei ein Sturm auf ein Impfzentrum erfolgt und dieses hätte mit Wasserwerfern geschützt werden müssen. Hat mich sehr amüsiert. Ich wette, die meisten im Kessel wussten nicht einmal, dass sich ein Impfzentrum in der Nähe befindet. Unseren Qualitätsjournalisten scheint wirklich keine Story zu platt. Vorschlag: Entwerft Eure reißerischen Texte doch gleich am Schreibtisch und erspart Euch die leidigen Ausflüge in die Realität. 

Entsetzlich das gewalttätige Vorgehen der Polizei in der Innenstadt und auch episodisch im Kessel Magedeburger Straße - die Videos und Textdokumentationen sind mir erst später zu Augen gekommen. Dass das Innenministerium zwecks hartem Durchgreifen eigens Polizeiverbände aus NRW und Hessen, darunter Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE - jene ohne Landeskennzeichen auf der Uniform) "importierte", hat zudem bei vielen Demonstranten die alten Ossi-Wessi-Ressentiments wieder aufleben lassen. Insofern eine doppelt unkluge Strategie, die die Sachsen ihrer Landesregierung nicht vergessen werden.











 

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